Fakten, Argumente und Alternative zu einer Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Unterwarnow


Brücke wird bis zur BUGA 2025 nicht sicher realisierbar sein

    In der 2018 geführte Diskussion wurde die Brücke maßgeblich mit dem Brückenschlag zum BUGA-Gelände auf der Gehsdorfer Seite begründet. In einem Fernsehinterview des NDR-Nordmagazins vom 22. Februar 2019 hat der damals amtierende Oberbürgermeister Methling sinngemäß erklärt, dass wegen der Erforderlichkeit eines Planfeststellungsverfahrens nicht sicher sei, ob die Brücke rechtzeitig zur BUGA 2025 fertig werde. Damit entfällt jedoch auch eines der Hauptargumente für den Brückenschlag.

Charakter als Seehafen geht endgültig verloren

    Seit Jahrhunderten war der Rostocker Stadthafen das "Maritime Herz" der Stadt. Der „Brückenschlag“ wird den Stadthafen optisch und verkehrlich in zwei Teile teilen. Der Charakter als Seehafen wird östlich der Brücke endgültig verloren gehen. Die Brücke verstellt zudem die wohl traditionellste Stadtansicht Rostocks von der Gehlsdorfer Seite aus.

Alternativen nicht ausreichend geprüft

    Die gesamte Diskussion ist gegenwärtig allein auf eine Brücke fokussiert, ohne dass Alternativen geprüft wurden, die möglicherweise wirtschaftlicher und weniger beeinträchtigend für den Schiffs- und Bootsverkehr sind. Vor einem Bügerschaftsentscheid über die BUGA-Bewerbung sollte daher zwingend ein Variantenvergleich in verkehrlicher, technischer und wirtschaftlicher Hinsicht angestellt werden. Insbesondere sollten die Alternativen einer konventionellen und einer Elektrofähre (wird z.B. von Ostseestahl GmbH in Stralsund gebaut) sowie die einer Seilbahn untersucht werden. Dabei würde auch die Möglichkeit eröffnet, technisches Neuland mit einer selbstfahrenden Elektrofähre als Pilotprojekt in Deutschland zu betreten (Versuche gibt es schon in Norwegen und Finnland).

Nachteile für den Schiffsverkehr ernst nehmen

    Zukünftig werden nur noch Motorboote und Jollen einen ungehinderten Zugang haben. Alle anderen Schiffe bzw. Segelboote mit einer Länge von 9 m verfügen i.d.R. über eine Masthöhe (mit Antennenanlage) über der Wasserlinie von mehr als 10 m. Hinzu kommen Wasserstandsschwankungen, die durchaus bei 1 m liegen können. Damit ist der Stadthafen aber für einen Großteil der Sportboote nur erschwert zu erreichen. Allein am Gehlsdorfer Ufer liegen schon gegenwärtig mehr als 200 Segelboote mit einer Länge von mehr als 9 m.

Nachteile für Regatten, Segler und Segelsportler ernst nehmen

    Viele bekannte Regatten finden im Stadthafen statt und gehen in die sog. Dierkower Bucht hinein. Dazu zählen z.B. die Freitagsregatta, die 14-mal im Jahr stattfindet, der Messe Cup, oder das „Blaue Band der Warnow“, eine Regatta, mit über 100-jähriger Tradition. Die Regatten werden mit ihren östlichen Wendemarken deutlich verlegt werden müssen und damit nicht mehr zu einer von Besuchern und Gastronomie gewünschten Belebung des Stadthafens beitragen können.

Nachteile für die Hanse-Sail

    Die Hanse-Sail ist bekanntlich das strukturprägende maritime Großereignis für Rostock. Für die Ein- und Ausfahrten stellt ein Brückenschlag einen „Flaschenhals“ dar, der die Veranstaltung insbesondere bei den täglichen Ausfahrten/Paraden verkehrstechnisch schwer beinträchtigen wird. Hinter der Brücke befinden sich die Liegeplätze von rund 50 Großseglern, die sich bis zu vier Mal pro Tage durch die 30 m breite Durchfahrt „quälen“ werden. Das Chaos auf der Warnow ist vorprogrammiert.

Bilder die Sie so nicht mehr sehen werden!

Kosten genau ermitteln

    Die Errichtungskosten der Brücke werden von der Stadtverwaltung mit ca. 17 Mio. € (das war 2018) (netto) geschätzt. Als Kostensteigerung wird die Inflationsrate von 1,4 % p.a. zu Grunde gelegt. Damit ergeben sich schon nach der vorgelegten Rechnung Kosten in Höhe von über 20 Mio. € (brutto). Zudem dürfte die Rechnung der einfachen Inflationsrate von aktuell 1,4 % nicht zutreffend sein. Die Baukosten im Lande M-V sind allein im letzten Jahr um ca. 5 % gestiegen. Weitere deutliche Kostensteigerungen sind zu erwarten. Hinzukommen noch erhebliche Wartungs- und Betriebskosten, in Abhängigkeit der täglichen Brückenöffnungen. Die Betriebsverluste während der aktiven BUGA-Zeit von 170 Tagen belaufen sich lt. Aussagen des Finanzsenators auf ca. 15-16 Mio. €. Wir haben die dringende Befürchtung, dass die BUGA 2025 finanziell eine neue IGA2003 zu werden droht.

    Auch die zum Erhalt und der Gemeinnützigkeit erforderliche Nachnutzungszeit von ca. 10 Jahren -siehe IGA2003- sowie die in dieser Zeit entstehenden Kosten sollten unseres Erachtens mindestens einer finanziellen Perspektivplanung unterzogen werden.

Nachteile für die Marina im Stadthafen

    Der Brückenschlag wird erhebliche Auswirkungen auf die Marina im Stadthafen haben, denn deren Dauerlieger verfügen als Segler fast vollständig über eine Höhe von deutlich mehr als 10 m. Da sich die Eigner sicherlich nicht auf die Schließzeiten der Brücke einlassen werden, dürfte auch die Zahl der Segelboote deutlich abnehmen und es ist fraglich, ob die Marina noch wirtschaftlich betrieben werden kann.

Die Durchführung der BUGA 2025 erfordert nicht den Bau einer Brücke über die Warnow

    Eine Verbindung zwischen den BUGA-Standorten im Christinenhafen und Gehlsdorf dürfte unschwer durch den Einsatz lokaler Fahrgastschiffe wie der der Blauen Flotte darstellbar sein. Das Konzept des Warnow-Hoppers ist offensichtlich ohnehin bereits im Konzept enthalten.

Zeitersparnis für Fahrradfahrer durch Brücke ist vergleichsweise gering

    Der Brückenschlag wird u. a. damit begründet, man vollende das sog. Oval und bewirke eine deutliche Zeitersparnis für Radfahrer. Bereits heute beträgt die Fahrzeit mit dem Fahrrad von den geplanten Aufliegepunkten der Brücke gerade einmal 13 Minuten. Durch einen Ausbau des Rundweges und die geplanten weiteren Brücken über die ehemaligen Hafenbecken dürfe sich diese Fahrzeit auf unter 10 Minuten reduzieren. Die Wegstrecke ist für den Fahrradverkehr zwischen Gehlsdorf und der Innenstadt durchaus zumutbar. Sollen also für eine Fahrtzeitverkürzung von 10 Minuten für realtiv wenige Radfahrer rund 17 Mio. € ausgegeben werden?


Persönliche Zählung der Radfahrer auf Höhe Warnowhotel
(5 Werktage außerhalb der Ferien von 6:00 – 9:00 Uhr)

Mo., 08. Juni 2020 –Wetterlage: sonnig, leicht windig

Zeit Richtung
Gehldorf -> Stadt
Richtung
Stadt -> Gehldorf
Gesamt
6:00 20 9  
6:30 25 18  
7:00 28 36  
7:30 40 41  
8:00 18 21  
8:30 20 16  
Gesamt 151 141 292

Di., 09. Juni 2020 – Wetterlage: sonnig, windstill

Zeit Richtung
Gehldorf -> Stadt
Richtung
Stadt -> Gehldorf
Gesamt
6:00 20 13  
6:30 33 22  
7:00 39 29  
7:30 43 42  
8:00 23 30  
8:30 18 23  
Gesamt 176 159 335

Mi., 10. Juni 2020 – Wetterlage: bedeckt, leicht windig

Zeit Richtung
Gehldorf -> Stadt
Richtung
Stadt -> Gehldorf
Gesamt
6:00 21 9  
6:30 24 27  
7:00 36 37  
7:30 49 46  
8:00 32 23  
8:30 25 14  
Gesamt 187 156 343

Do., 11. Juni 2020 – Wetterlage: grau, bedeckt, Nieselregen

Zeit Richtung
Gehldorf -> Stadt
Richtung
Stadt -> Gehldorf
Gesamt
6:00 12 5  
6:30 16 7  
7:00 12 18  
7:30 24 35  
8:00 9 20  
8:30 14 11  
Gesamt 87 96 183

Fr., 12. Juni 2020 – Wetterlage: grau, bedeckt, leicht windig

Zeit Richtung
Gehldorf -> Stadt
Richtung
Stadt -> Gehldorf
Gesamt
6:00 14 3  
6:30 15 10  
7:00 13 22  
7:30 32 39  
8:00 23 19  
8:30 14 15  
Gesamt 111 108 219